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Ungarische Obugristen


János Gulya


*1. Februar 1933 in Budapest.

Nach seiner Zeit am Pécser Gymnasium zwischen 1951 und 1955 widmete er sich an der Eötvös-Lóránd-Universität in Budapest der Ausbildung als Ungarischlehrer. Schon zu Universitätszeiten entstand sein Interesse an den finno-ugrischen Sprachen. Von Beginn an befasste er sich mit den ob-ugrischen Sprachen sowie mit Wissenschaftsgeschichte. Bei Miklós Zsirai schrieb er seine Abschlussarbeit über attributive Konstruktionen im Chantischen.

Zu handschriftlichen Mansisch-Glossaren des 18. Jahrhunderts schloss er 1960 die Arbeit zum nächsten akademischen Grad ab (kandidatus). Von 1958 an ist ein Mitglied der Ungarischen Sprachwissenschaftlichen Gesellschaft. 1975 schrieb er seine akademische Dissertation zu Satzkonstruktionen im Vach-Chantischen.
Von 1975 bis 1977 war er Dozent am Finno-Ugrischen Lehrstuhl der Universität Szeged, woran er im Anschluss von 1977 bis schließlich 2001 Lehrer und Institutsleiter am Göttinger Finno-Ugrischen Seminar war.
Zu seinen wichtigsten Leistungen zur Förderung der Wissenschaft zählt seine bedeutende Rolle bei der Organisation des 1. Internationalen Finno-Ugrischen Kongresses. Er betrachtete es als wichtig, die finno-ugrischen Sprachen und die Disziplin der Finno-Ugristik einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. So hielt er im Zuge seiner Laufbahn Vorträge auf drei Kontinenten mit dem Ziel, einem breiten Publikum Wissen, über Finno-Ugristik zu vermitteln. Besondere Verdienste erwarb er auf dem Gebiet der Ob-Ugristik, darunter in der Ostjakologie. Neben den bereits erwähnten Werken sind weiter bemerkenswert Sammlungen zu mansischen und chantischen Volksliedern, Studien zum Vach-Chantischen sowie ein Wörterbuch zum Alt-Mansischen, das sich in Vorbereitung befindet. Mit seinem Namen verbunden ist J. E. Fischers handschriftliches Vocabularium Sibiricum und die Redigierung und Herausgabe der deutschen Petőfi-Anthologie.

(Ádam Geiger; übersetzt von Veronika Bauer)

Werke (Auswahl):

1952 wurde er Leiter des Instituts für Finno-Ugrische Sprachwissenschaft an der Lajos-Kossuth-Universität von Debrecen. Zwischen 1963 und 1964 war er Gastprofessor in Finnland an der Universität Helsinki sowie an der Universität Jyväskylä.
Im Jahr 1970 wurde er mit dem Verdienstkreuz des Löwen von Finnland ausgezeichnet. Seinen nächsten akademischen Grad (kandidátus) erlangte er 1952, den darauf folgenden Grad des tudományok doktora im Jahr 1957 (Die Russischen Lehnwörter in Wogulischen). Ab 1973 war er korrespondierendes Mitglied, ab 1982 ordentliches Mitglied der Ungarischen Akademie der Wissenschaften.
Über zwanzig Jahre lang war er Leiter der Sommeruniversität Debrecen. Zwischen 1953 und 1980 war er Herausgeber von of Magyar Nyelvjárások ('Ungarische Dialekte'), der Zeitschrift des Institutes für Finno-Ugrische Sprachwissenschaft an der Lajos-Kossuth-Universität von Debrecen. Kálmán erhielt im Jahre 1988 auch die Ehrendoktorwürde ebendieser Universität, und hatte ab 1994 den Status eines emeritierten Professors. Zudem war er Ehrenbürger der Stadt Debrecen (1994).
Die Hauptgebiete seiner Tätigkeit waren ob-ugrische Sprachen, ungarische Dialekte sowie Onomastik. Ein wichtiger Teil seiner wissenschaftlichen Arbeit war die Veröffentlichung der sprachwissenschaftlichen Materialen Bernát Munkácsis.

(Bernadett Bíró; übersetzt von Veronika Bauer)

Zu seinen bedeutendsten Publikationen zählen:

  • Obi ugor állatnevek [Tiernamen in den ob-ugrischen Sprachen], 1938.
  • A mai magyar nyelvjárások [Die heutigen ungarischen Dialekte], 1951.
  • Manysi (vogul) népköltési gyűjtemény. 3. köt. 2. rész, Munkácsi Bernát hagyatékának felhasználásával [Mansische (Wogulische) Folkloresammlung. Bd. 3, 2. Teil. Unter Verwendung des sprachwissenschaftlichen Materials Bernát Munkácsis], 1952.
  • Manysi nyelvkönyv [Mansisches Lehrbuch], 1955.
  • Chrestomathia vogulica, 1963. (auf englisch: Vogul chrestomathy. Indiana University: Bloomington; Mouton & Co.: The Hague, 1965.)
  • Manysi (vogul) népköltési gyűjtemény. 4. köt. 2. rész, Munkácsi Bernát hagyatékának felhasználásával [Mansische (Wogulische) Folkloresammlung. Bd. 4, 2. Teil. Unter Verwendung des sprachwissenschaftlichen Materials Bernát Munkácsis], 1963.
  • Nyelvjárásaink [Unsere Dialekte], 1966.
  • A nevek világa [Die Welt der Namen], 1967. (auf englisch 1978.)
  • Wogulische Texte mit einem Glossar, 1976.
  • Leszállt a medve az égből, vogul népköltési antológia, szerk. [Es stieg der Bär vom Himmel herab. Anthologie der wogulischen Volksdichtung (Hg.)], 1980.
  • Munkácsi Bernát, A Magyar múlt tudósai [Bernát Munkácsi. Wissenschaftler der ungarischen Vergangenheit], Akadémiai Kiadó, Budapest, 1981.
  • Szövegtan és tipológia [Textlinguistik und Typologie], 1984.
  • Wogulisches Wörterbuch, Munkácsi Bernát gyűjtése alapján átdolg. [überarbeitet auf Grundlage der sprachwissenschaftlichen Samlmung Bernát Munkácsis], 1986.

Magdolna Sz. Kispál


*30. Mai 1910 in Sathmar/Szatmárnémeti, † 15. Juni 1984 in Den Haag.

Sie studierte an der Péter-Pázmány-Universität, an der sie 1933 das Diplom für das Lehramt Ungarisch und Deutsch erhielt. Danach arbeitete sie zwischen 1933 und 1936 in Helsinki und Tartu. Von 1936 bis 1941 unterrichtete sie an der Universität Szeged, von 1941 bis 1948 an der Universität Klausenburg (Kolozsvár). Von 1948 bis 1974 arbeitete sie am Lehrstuhl für Finno-Ugristik an der Lóránd-Eötvös-Universität. 1955 verteidigte sie ihre Dissertation zum nächsten akademischen Grad (kandidátus), die sie über die Syntax der mansischen infiniten Verbformen schrieb. 1938 schrieb sie über die Benennung der Tageszeiten (Napszakok nevei az ugor nyelvekben [Die Namen der Tageszeiten in den ugrischen Sprachen]). Sie beschäftigte sich ebenfalls mit den mansischen infiniten Verbformen (A vogul igenevek mondatbeli szerepe [Die syntaktische Rolle der wogulischen infiniten Verbformen], 1966) sowie mit der uralten Schicht der mansischen Personennamen (Vizsgálódás a vogul személynevek egy ősi rétegében [Untersuchung der uralten Schicht der wogulischen Personennamen], 1970). 1970 gab sie gemeinsam mit Henrietta F. Mészáros eine nordchantische Chrestomathie (Északi osztják chrestomathia) heraus, später auch noch ein finnisches Sprachlehrbuch (Noronen Minne / Henrietta F. Mészáros / Magdolna Sz. Kispál: Finn nyelv [Finnische Sprache]).

(Varga Anette; übersetzt von Gábor Fónyad)

Werke (Auswahl):

Bernát Munkácsi


*12. März 1860 in Nagyvárad, † 21. September 1937 in Budapest.

\"image Als Student der ELTE (Eötvös-Loránd-Universität, Budapest) war er Schüler von Antal Reguly, Zsigmond Simonyi und Ármin Vámbery. Im Jahre 1880 studierte er Dörfer und Dialekte der Moldauer Csángó und gewann mit dieser Arbeit den Sámual-Preis der MTA (Ungarische Akademie der Wissenschaften). 1885 begann er eine Sammlungsreise zu den Udmurten und sammelte auch Material bei dem Simbrinsker Tschuwaschen, bevor er nach hause zurückkehrte. Vom Mai 1888 bis April 1889 sammelte er bei den Mansen. Mit dieser Sammelreise erzielte er ein wichtiges Ergebnis: er lernte die Sprache des Volkes, wurde mit seiner Kultur bekannt und entschlüsselte die Texte aus Regulys Nachlass. Vogul népköltési gyűjteménye (1892, 1892, 1893, 1896) erschien in vier Bänden, zwei davon wurden von Béla Kálmán nach Munkácsis Tod zusammengestellt und herausgegeben (1952, 1963). In Nyelvtudomány Közlemények veröffentlichte er den Abriß sechs mansischer Dialekte.
1890 wurde er zum korrespondierenden Mitglied der MTA und ebenfalls in diesem Jahr wurde er Schulinspektor der Budapester jüdischen Kultusgemeinde. 1891 wählte man ihn zum auswärtigen Mitglied der Finnougrischen Gesellschaft, 1892 zum Vizepräsident der Gesellschaft für Ungarische Volkskunde. In den Jahren 1894-1910 war er Herausgeber der Ethnopraphia (seit 1898 gemeinsam mit Gyula Sebestyén). Gemeinsam mit Ignác Kunos gründete er 1900 die Zeitschrift Keleti Szemle. 1910 wurde er zum ordentlichen Mitglied der MTA. Während des Ersten Weltkrieges sammelte er Sprach- und Folklorematerial zu den udmurtischen Gefangenen im Gefangenenlager von Esztergom. Seinen Nachlass bearbeitete Béla Kálmán, so erschien 1986 das Werk Wogulisches Wörterbuch.

(Hatvani Flóra; übersetzt von Daniela Röll)

Links:

  • Artikel auf Wikipedia \"Munkácsi Bernát\" (ungarisch).
  • Artikel auf finnugor.elte.hu: \"Munkácsi (Munk) Bernát\" (ungarisch).
  • Zu seinen bedeutenden Werken zählen:

    József Pápay


    *1. Juli 1873 in Nagyigmánd, † 9. Juni 1931 in Debrecen.

    \"image Er schrieb sich 1892 an der Pester Universität ein, wo er sich hauptsächlich mit ungarischen und finnougrischen sprachwissenschaftlichen Studien beschäftigte. Er bereitete sich bewusst auf seine sprachwissenschaftliche Laufbahn vor: schon damals hatte er sich zum Ziel gesetzt, die von Reguly gesammelten Sprachmaterialien zu deuten. 1896 schloss er die Universität ab, und im Jahr darauf konnte er – auf Empfehlung seiner Universitätslehrern Zsigmond Simonyi und Pál Gyulai – an der Asienexpedition des Grafes Jenő Zichy teilnehmen.
    Im Dezember 1897 kam er in Sankt-Petersburg an, von dort aus besuchte er auch Helsinki. Im Frühjahr 1898 fuhr er nach Kazan', wo er u.a. die Sprachen Tschuwaschisch, Udmurtisch und Mari studierte. Im Juli kam er nach Samarovo zu den Chanten. Der Reiseroute Regulys folgend erreichte er Berjozovo, dann Obdorsk (heute Salekhard). Hier konnte er mit Hilfe der Chanten mehrere von Reguly niedergeschriebene Heldenlieder deuten. Danach unternahm er in nordchantischen Ortschaften sprachwissenschaftliche und ethnographische Sammlungen. Im Sommer 1899 kam er zurück nach Budapest. Ab 1901 arbeitete er in der Bibliothek der Ungarischen Akademie der Wissenschaften, wo er u.a. sein gesammeltes Material aufarbeitete. 1905 erschien seine Sammlung der chantischen Volksdichtung.
    1908 wurde er korrespondierendes Mitglied der Ungarischen Akademie der Wissenschaften. Im selben Jahr begann er am Humanwissenschaftlichen Lehrstuhl des Reformationskollegiums Debrecen zu unterrichten. 1914 wurde er an dem Ungarischen und Finno-Ugrischen Sprachwissenschaftlichen Lehrstuhl der neugegründeten Universität Debrencen zum Professor ernannt. Diese Stelle bekleidetet er bis zu seinem Tode. Neben seiner Lehrtätigkeit versuchte er seine chantischen Materialien aufzuarbeiten. Der größte Teil blieb der Nachwelt jedoch als Handschrift erhalten.

    (Geiger Ádám; übersetzt von Zsófia Schön)

    Links:

  • Artikel auf Wikipedia \"Pápay József (nyelvész)\" (ungarisch).
  • Artikel auf finnugor.elte.hu: \"Pápay József\" (ungarisch).
  • Mehr über Pápay (ungarisch).
  • Seine wichtigsten Werke:

    Károly Rédei


    *11. April 1932 in Kiskanizsa, † 16. August 2008 in Budapest.

    image Károly Rédei

    Zwischen 1951 und 1955 studierte er an der Geisteswissenschaftlichen Fakultät der Lóránd-Eötvös-Universität in Budapest Ungarische Sprache und Literatur sowie Finnisch-Ugrische Sprachwissenschaften bei Géza Bárczi, Dezső Pais, Miklós Zsirai und György Lakó
    1964 forschte er bei den Komi und schrieb mit Hilfe von Studenten an der Herzen-Universität in Leningrad nordchantische Texte und einen nordchantischen Grammatikentwurf auf. Dieses Material erschien 1968 unter dem Titel Nord-ostjakische Texte (Kayzm Dialekt) mit Skizze der Grammatik.
    Von 1960 an ist er Mitarbeiter an der Abteilung für Finno-Ugristik des sprachwissenschaftlichen Instituts der Ungarischen Akademie der Wissenschaften. Von 1967 bis 1974 war er der Leiter der Abteilung für Finno-Ugristik. Er war Mitherausgeber des etymologischen Wörterbuchs A magyar szókészlet finnugor elemei.
    Zwischen 1961 und 1973 ist er Technischer Leiter und von 1974 bis 1985 Redakteur von Nyelvtudomány Közlemények [Sprachwissenschaftliche Mitteilungen]. 1970 erschien seine akademische Dissertation Die syrjänischen Lehnwörter im Wogulischen. In den 1970er und 1980er Jahren leitete er als Hauptherausgeber die Arbeiten am Uralischen Etymologischen Wörterbuch. Er arbeitete mehrere Teile des in Moskau erschienen dreibändigen Werkes Osnovy finno-ugorskogo jazykoznanija (1974-1976) aus. 1971 verlieh ihm die József-Attila-Universität Szeged den Titel eines Universitätsprofessors. Von 1974 bis zu seinem Ruhestand war er der Vorstand des Instituts für Finno-Ugristik der Universität Wien.
    Zu seinen wichtigsten Forschungsbereichen gehören Etymologie, Lautgeschichte, permische und obugrische Sprachwissenschaft, das Verhältnis der uralischen Sprachen untereinander, die Sprachkontakte der einzelnen uralischsprachigen Völker mit dem Russischen und den turksprachigen Völkern und die Sprachkontakte zwischen dem Ururalischen und dem Urindogermanischen.
    1987 und 1988 hatte er den Posten des Vorstands der Sprachwissenschaftlichen Gesellschaft inne. 1990 wurde er zum externen Mitglied der Ungarischen Akademie der Wissenschaften gewählt und er wurde zum Ehrenmitglied der Finnischen Gesellschaft Helsinki. Er wurde mit dem Grad eines Kommandeurs des Orden des Löwen von Finnland ausgezeichnet, er erhielt den Großen Preis der Ungarischen Akademie der Wissenschaften, den Dezső-Pais-Preis und er wurde ebenfalls mit dem Bernát-Munkáci-Preis ausgezeichnet.

    (Hatvani Flóra; übersetzt von Gábor Fónyad)

    Links:

  • Artikel auf Wikipedia \"Rédei Károly\" (in Hungarian).
  • Nachruf auf Károly Rédei, verfasst von László Honti, erschienen in Linguistica Uralica XLIV (2009/1) (PDF).
  • Werke (Auswahl):

    Antal Reguly


    *11. Juli. 1819 in Zirc, † 23. August 1858 in Buda.

    \"image Er war der Bahnbrecher der ungarischen Obugristik. Er studierte zunächst in Győr, dann in Pest Jura. Sein Studium der Sprachwissenschaft beendete er nicht.
    1839 begab er sich auf eine Reise durch Westeuropa. In Stockholm lernte er den königlichen Bibliothekar Arvidson kennen, der sein Interesse für die finnisch-ugrische Sprachverwandtschaft weckte. Reguly reiste nach Finnland. Während seines anderthalbjährigen Aufenthaltes beschäftigte er sich mit der finnischer, samischer und estnischer Sprache. 1841 kam er nach Sankt-Petersburg und mit Hilfe der örtlichen wissenschaftlichen Elite trat er 1843 seine Forschungsreise nach Russland an. Währenddessen wurde er zum korrespondierenden Mitglied der Ungarischen Akademie der Wissenschaften gewählt.
    Er durchquerte udmurtisches und baschkirisches Sprachgebiet und erreichte den Ural. In Vsevolodskoj traf er zuerst auf Mansen, von denen er viel Sprachmaterial sammelte: Lieder, Bräuche und insgesamt 5000 Wörter. Er suchte den Sohn des letzten mansischen Fürsten vom Fluss Konda auf, der ihm mansische Texte schenkte. Von Tobolsk aus reiste er zu den Konda-Chanten. Er dachte, dass die Kenntnis ihrer Sprache Hilfe leistet zum besseren Verstehen des Mansischen. Von hier aus reiste er zu den Mansen im das Gebiet des Flusses Pelym, wo er eine Weile blieb, um seine Sprachmaterialsammlung zu ordnen. Er reiste weiter nach Norden an den Fluss Soswa nach Berjozowo. Unter großen Anstrengungen erreichte er mit seinen Begleitern die Soswa, das Gebiet der Sygwa und der Synja wo er die Sprache und Kultur der Nordmansen und -chanten studierte. Er war der erste, der Forschungen solcher Art in diesem Gebiet durchführte.
    Danach richtete er seine volle Aufmerksamkeit den Chanten. Im Herbst 1844 kam er nach Obdorsk (heute Salechard) am Ob, von wo aus er das Mündungsgebiet des Ob und den nördlichen Teil des Urals erforschte. Bedeutend war hier seine Sammlung von Heldenliedern. Er musste jedoch seine Arbeit abbrechen und im März 1845 fuhr er zurück nach Kazan'. Sein Gesundheitszustand verschlechterte sich, aber er kümmerte sich nicht um seine Krankheit und unternahm im Herbst eine erneute Forschungsreise. Im Gebiet der mittleren Wolga setzte er seine Sammlungen bei den Mordwinen fort, und im November reiste er ins Land der Tschuwaschen. Im August 1846 erreichte er wieder Sankt Petersburg und fertigte eine genaue Landkarte vom Gebiet des Nordurals an. Im September 1847 kehrte er nach Ungarn zurück. Wegen seiner Krankheit war er nicht in der Lage seine riesige Sammlung aufzuarbeiten. Er starb 1858.

    (Geiger Ádám; übersetzt von Zsófia Schön)

    Links:

  • Artikel auf Wikipedia \"Antal Reguly\".
  • Artikel auf Wikipedia \"Reguly Antal\" (ungarisch).
  • Artikel auf finnugor.elte.hu: \"Reguly Antal\" (ungarisch).
  • Artikel in КАК БЫЛИ ОТКРЫТЫ УРАЛЬСКИЕ ГОРЫ: "С берегов Дуная на север Уральских гор " (russisch).
  • Éva Schmidt


    *28. Juni 1948 in Budapest, † 4. Juli 2002 in Chanty-Mansijsk.

    \"image Nach dem Abschluss an der Fachoberschule für bildende und ungewandte Kunst begann sie 1967 das Studium an der Humanwissenschaftlichen Fakultät der Eötvös-Loránd-Universität, Budapest. 1973 schloss sie die Universität mit den Diplomen für englische Literatur und Sprachwissenschaft, sowie Ethnographie und Finnougristik ab. Von 1969-1971 schloss sie in Leningrad am Lehrstuhl für Finnougristik der Universität Leningrad ihr Studium ab. In dieser Zeit besuchte sie mehrmals das Herzen-Institut der Fakultät der Völker des Nordens in Leningrad, wo sie am chantischen und mansischen Sprachunterricht teilnahm. Sie schloss dort Freundschaft mit den dort lernenden obugrischen Studenten. So kam sie in das Gebiet des Flusses Ob, zuerst 1970 nach Tugijani, und danach 1971 nach Chanty-Mansijsk.
    Zu dieser Zeit las sie schon alle in Ungarn aufzufindenden Werke zum Thema der Obugristik. So eignete sie sich leicht die unterschiedlichen Dialekte den chantischen und mansischen Sprache an. Von 1976 bis 1979 war sie Praktikantin am Lehrstuhl für Finno-Ugristik in Debrecen, und von 1979 bis 1983 studierte sie erneut in Leningrad. Von 1983 an war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Ethnographischen Forschungsinstitut der Ungarischen Akademie der Wissenschaften. Außerdem unterrichtete sie am Lehrstuhl für Finnougristik der Eötvös-Loránd-Universität, Budapest. Ihre Arbeit zur Erlangung des nächsten akademischen Grades (kandidátus) mit dem Thema der obugrischen Bärenkultes verteidigte sie im Jahr 1989.
    Anfang der 1990er Jahre gründete sie in Belojarsk das Nordchantische Folklorarchiv, dessen Ziel die Rettung der Ob-Dialekte und Bräuche war. Die Mitarbeiter des Archivs unterrichtete sie selber und rief damit ein Netzwerk von Amateursammlern ins Leben. Sie zeichnete eine enorme Menge obugrisches Folklor- und Sprachmaterial auf. Viele ethnographische und sprachwissenschaftliche Studien sind mit ihrem Namen verbunden. Sie pflegte auch Nachlässe anderer Forscher, z. B. den von Chernetsov. Sie beschäftigte sich auch damit, die Obugrier mit ihrer eigenen Kultur und Sprache bekannt zu machen und sie ihnen erneut beizubringen.
    2002 setzte sie ihrem Leben ein Ende und ließ so zahlreiche noch unbearbeitete Materialien, Bild- und Tonaufnahmen zurück. Die vor 1991 entstandenen Arbeiten erscheinen in der Reihe mit den Namen Schmidt Éva Könyvtár. Die nach 1991 entstandenen Sammlungen hat sie für 20 Jahre als geheim erklärt.

    (Horváth Ildikó; übersetzt von Zsófia Schön)

    Links:

  • Artikel auf Wikipedia \"Schmidt Éva\" (ungarisch).
  • Obituary for Éva Schmidt by Márta Csepregi, published in Nyelvtudományi Közlemények 99 (2002). 309-318. (PDF, ungarisch).
  • Artikel auf finnugor.elte.hu: \"Schmidt Éva\" (ungarisch).
  • Aus ihren Publikationen:

    Edit Vértes


    *31. Mai 1919 in Budapest, † 11. August 2002 ebd.

    1942 schloss sie ihr Studium an der Péter-Pázmány-Universität in den Fächern Mathematik und Physik mit dem Diplom als Lehrerin für die Mittelschule ab. 1943 promovierte sie in Sprachwissenschaft. Von 1941 an unterrichtete sie als Mittelschullehrerin, daneben lehrte sie auch am Lehrstuhl für Mathematik an der Technischen Universität. 1951 arbeitete sie am Zentralen Forschungsinstitut für Physik in der Gruppe für Akustik und Ultraschall im Bereich der linguistischen Statistik. Von 1952 bis 1984 war sie Mitarbeiterin in der Abteilung für Finno-Ugristik am sprachwissenschaftlichen Institut der Ungarischen Akademie der Wissenschaften. Hier wirkte sie an der Erstellung des Wörterbuchs A magyar szókészlet finnugor elemei und des Uralischen Etymologischen Wörterbuches (UEW) mit.
    Ende der 1950er Jahre übernahm sie die Verwaltung des Chantisch-Nachlasses von K. F. Karjalainen und Heikki Paasonen. 1964 gab sie Karjalainens und 1965 Paasonens sprachwissenschaftliche Notizen zum Chantischen heraus. 1975 bereitete sie die Veröffentlichungen von Karjalainens südchantischen Texten in einem Band und Paasonens südchantischen Texten in vier Bänden vor. 1990 erschien ihr Studienlehrbuch Szibériai nyelvrokonaink hitvilága [Die Glaubenswelt unserer sibirischen Sprachverwandten], in dem sie die bis dahin bekannte Fachliteratur zur obugrischen und samojedischen Mythologie aufarbeitete.
    Von 1984 bis 1989 war sie Lehrstuhlleiterin am Lehrstuhl für Finnisch-Ugrische Sprachwissenschaften der Kossuth-Lajos-Universität Debrecen. Seit 1989 wirkte sie auf Bitten Tibor Mikolas auch an der Doktorandenausbildung am Lehrstuhl für Finno-Ugristik Szeged mit. Noch zu Lebzeiten war sie Mitglied der Finnisch-Ugrischen und der Kalevala-Gesellschaft in Helsinki, ausländisches Mitglied der Finnischen Akademie der Wissenschaften und Mitglied der deutschen Societas Uralo-Altaica. Nach ihrem Tod wurde ihr zu Ehren die Stiftung \"Finnugor díj Vértes Edit emlékére\" (\"Finnisch-Ugrischer Preis in Andenken an Edit Vértes\") ins Leben gerufen.

    (Varga Anette; übersetzt von Gábor Fónyad)

    Werke (Auswahl):

    Miklós Zsirai


    *10. Oktober 1892 in Mihályi, † 9. September 1955 in Budapest.

    \"image Er schloss seine Universitätsstudien an der Geisteswissenschaftlichen Fakultät der Universität Budapest in den Fächern Ungarisch, Latein und Griechisch ab. Bereits als Student wurde sein Interesse für die ungarische und die finnisch-ugrische Sprachwissenschaft durch den Einfluss von Zoltán Gombocz geweckt. 1914 reiste er nach Finnland, wegen des Ausbruchs des Krieges kehrte er dann allerdings wieder nach Hause und rückte in das Heer ein. An der Front geriet er in russische Kriegsgefangenschaft, wo er Gelegenheit fand, finnisch-ugrische Muttersprachler kennenzulernen und so unter anderem die Komi-Sprache zu studieren.
    Nach seiner Heimkehr schloss er seine Studien ab. Zunächst wurde er Lektor am Eötvös-Kollegium, später arbeitete er als Lektor für Vergleichende Finnisch-ugrische Sprachwissenschaften an der Universität von Pest. Er war Mitglied der Ungarischen Akademie der Wissenschaften und von 1944 bis 1952 Vorstand der Ungarischen Gesellschaft für Sprachwissenschaft. Neben seiner Lehrtätigkeit beschäftigte er sich auch mit Sprachpflege, Wissenschaftsgeschichte, mit Fragen der finnisch-ugrischen Sprachverwandtschaft des Ungarischen sowie mit deren Bekanntmachung und Verbreitung. Er beschäftigte sich eingehend mit den obugrischen Sprachen und mit deren Verhältnis zum Ungarischen. Weiter untersuchte er die obugrischen Verbalpräfixe und die finnisch-ugrischen Volksnamen. Zu seinen Vorhaben gehörte unter anderem die Herausgabe der Chantischen Sammlungen von Antal Reguly, was er aber aufgrund seines Todes nicht abschließen konnte.

    (Horváth Ildikó; übersetzt von Gábor Fónyad)

    Links:

  • Artikel auf Wikipedia \"Zsirai Miklós\" (ungarisch).
  • Artikel auf finnugor.elte.hu: \"Zsirai Miklós\" (ungarisch).
  • Seine Hauptwerke:

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